Eigentlich ein Künstleragent ist er seit seiner Jugend aber durch und durch ein Botaniker: Der gebürtige Welser Thomas Amersberger hat sich nur wenige Kilometer von der österreichisch-ungarischen Grenze bei Sopron ein Paradies geschaffen. Auf mehr als 4000 Quadratmetern zeigt er, wie sich die Gärten in Zeiten des Klimawandels verändern: Palmen, Yucca, Oliven, natürlich Feigen und dutzende – nein wahrscheinlich hunderte – trockenheitsverträgliche Stauden und Kräuter, die aus dem Garten ein Paradies für Insekten machen.

Thomas Amersberger

Thomas Amersberger

Als sechsjähriger Bub begonnen

Begonnen hat alles als sechsjähriger Bub im elterlichen Garten in Oberösterreich. Da hat er aus Samen Mittelmeerzypressen und Maroni gezogen. Ein Granatapfelbaum begleitet ihn seit 35 Jahren und wächst nun im Freien. „Seit ich hier vor knapp 20 Jahren begonnen habe mit dem Gärtnern hat sich vieles gewandelt“, erzählt Amersberger, der in seinem Hauptberuf Künstler wie Chris Lohner, Reinhard Nowak oder Heilbutt und Rosen managed.

Yucca bringt mediterrane Stimmung in den Garten

Yucca bringt mediterrane Stimmung in den Garten

Der extrem fruchtbare Boden liefert enorme Ernten – wenn man bewässert. Das wollte er aber nicht. Und so begann er mit Kiesbeeten („wir haben Tonnen von Schotter geschaufelt“, so Amersberger) dem Klima ein Schnippchen zu schlagen. Die Kälte im Winter ist nämlich bei diesen trockenheitsverträglichen mediterranen Pflanzen nicht das große Problem. Kritisch wird es für die Pflanzen, wenn Staunässe dazu kommt.

Brandkraut, Kakteen, Ginster - alles blüht

Brandkraut, Kakteen, Ginster – alles blüht

„Global Gardening – Die Vielfalt der Welt im eigenen Garten“

Und so hat er Inselbeet um Inselbeet aus Kies aufgeschüttet und zu experimentieren begonnen. Seine Erkenntnisse hat er in dem Buch „Global Gardening – Die Vielfalt der Welt im eigenen Garten“ niedergeschrieben. Sein Freund Christoph Böhler (mit dem er den Schotter geschaufelt hat) hat die herrlichen Bilder gemacht.

Buch "Global Gardening"

Buch „Global Gardening“

Fotograf Christoph Böhler und Thomas Amersberger

Fotograf Christoph Böhler und Thomas Amersberger

Das Umdenken hat im Jahr 2003 begonnen. Damals war ein besonders heißer Sommer und die Apfelbäume, die auf dem Grundstück standen, vertrockneten. „Ich hätte gießen und gießen müssen und hätte sie wahrscheinlich trotzdem nicht retten können“, sagt Amersberger, der sich dann die mediterranen Pflanzen als neue Gartenbewohner holte: Agastachen, Salvien, Penstemon. Sie alle wachsen nun im Schotter – ohne gegossen zu werden. Hanfpalmen sind übermannshoch und der Feigenbaum hat selbst den verrückten letzten Winter mit minus 17 Grad unbeschadet überstanden. „Das ist aber erst der Anfang“, ist sich Amersberger sicher und testet schon wieder neue Gehölze – „so manches botanisches Lehrbuch wird wahrscheinlich einmal umgeschrieben werden müssen!“

Garten von Thomas Amersberger

Garten von Thomas Amersberger

Der Klimawandel-Garten im ORF

Für „Natur im Garten“ habe ich Amersberger besucht. Die Sendung wird am Sonntag, 17. Juni, 17.05 Uhr (also um eine Stunde später als sonst) in ORF 2 ausgestrahlt und zeigt das Garten- und Naturparadies in voller Pracht.


Fünf Fragen von mir an Thomas Amersberger:

Unsere Gärten im Klimawandel – wie werden sie aussehen?

Wissenschaftler sind sich einig, dass die Klimaerwärmung zu einer weiteren Artenverarmung sowohl im Pflanzen- als auch im Tierreich führen wird. Deswegen ist es besonders wichtig, auf Vielfalt im eigenen Garten zu setzen und für bedrohte Insekten aktiv etwas zu tun. Mit einem blütenreichen vielfältigen Garten tun wir gleichzeitig unserem eigenen seelischen Wohlbefinden etwas Gutes.

Welche Pflanzen sind die Gartenpflanzen der Zukunft?

Es werden in erster Linie attraktive Pflanzen aus dem Mittelmeerraum und den Steppen Asiens sein, die sich auch von Natur aus zu uns ausbreiten würden, aber eben nicht in der rasanten Geschwindigkeit, wie die Klimaveränderung derzeit voranschreitet. Für den Ziergarten werden aber auch Pflanzen aus Kalifornien und Südafrika in Zukunft ideale Bedingungen bei uns finden.

Wird das Garteln bequemer oder anstrengender? Ich denke ans Gießen!

Eine Herausforderung werden die Wetterextreme in alle Richtungen sein. Aber das Garteln muss nicht dringend anstrengender werden. Wenn man meine Schotterbeete ansieht, die sich in kurzer Zeit zu Blühoasen verwandelt haben, die kaum Wasser brauchen, dann sieht man, dass es auch für Gartenbesitzer mit wenig Zeit und Wasserverbrauch ideale und nachhaltige Lösungen in der Zukunft geben wird. Man muss halt mit der Natur und den Gegebenheiten arbeiten und nicht dagegen. 

Wenn man Österreich betrachtet – gibts Gewinner und Verlierer beim Garteln in Zeiten des Klimawandels?

Der Pannonische Raum wird sicherlich im Sommer ausgedehnte Trockenperioden bekommen, wie wir sie ja in den letzten Jahren schon erlebt haben. Da muss man besonders beim Pflanzen von Gehölzen jetzt schon hitze- und trockenheitsverträgliche Arten pflanzen. In der Nähe der Alpen wird es wohl noch länger ausreichende Niederschläge geben. Ich würde aber nicht von Gewinnern und Verlierern reden sondern von unterschiedlichen Herausforderungen.

Stichwort Nutzgarten – was wird sich da ändern?

Ich pflanze seit einigen Jahren bereits Okra problemlos im Freien, was früher kaum möglich war. Die Vegetationsperiode wird sich deutlich verlängern und Gemüsesorten, die sonst in den Subtropen wachsen, werden wohl bald in allen Bundesländern gedeihen. Beim Obst wird sich von Ost nach West langsam Feige, Granatapfel und Kaki durchsetzen und dabei in trockenen Regionen den Apfel verdrängen. Marille, Mandel und Chinesische Dattel (Jujube) sind jetzt schon mit Abstand die problemlosesten Gehölze im trockenen Seewinkel und werden es wohl auch bleiben. Walnuss, Kirsche und Birne werden uns auch noch länger begleiten und zusätzlich in höher gelegene Täler vordringen.

Pfingstrose, Iris und Rose treffen Palmen

Pfingstrose, Iris und Rose treffen Palmen