Wer viel unterwegs ist, der lernt viele Menschen kennen. So auch vor wenigen Tagen bei meiner Vorbereitungsreise für eine einzigartige Gartenreise nach Venedig. Mitten in der Lagunenstadt in einem Hotel leben und so die Stadt am Abend genießen, wenn die Touristenströme längst verebbt sind. Das ist schon was. Und dann noch eine zugewanderte Fremdenführerin zu bekommen, die schon seit 30 Jahren in der Stadt lebt. Das gibt’s nicht von der Stange zu kaufen. Beim Spaziergang durch die Stadt – und in Venedig geht man eigentlich fast nur spazieren, um an die grünen Kleinode zu kommen – ist viel Zeit zum Plaudern. Da erzählte die gebürtige Hamburgerin von ihrem neuen Garten zwischen Kanälen und Häuserfronten. Und von einer ihrer Leidenschaften: Bäume retten. Wie? Was? Ja, sagte sie. In Italien sei es Tradition, an bestimmten Tagen bestimmte Pflanze für wohltätige Zwecke zu verkaufen.

Bonsais für die AIDS-Forschung

So auch Bonsais für die AIDS-Forschung. Sie tut Gutes, sagt sie und kauft Jahr für Jahr einige dieser Minibäume. Spendet Geld und… pflanzt sie in ihren Garten. „Ich befreie diese armen Geschöpfe“, erzählt sie mit schon typisch italienischem Enthusiasmus. Als Mitglied des Bonsai-Clubs und Besitzer von einigen kleinen Bäumchen erkläre ich ihr den Hintergrund und die Kultur. „Aber“, so bleibt sie hart: “Das ist nicht meine“. Ich befreie sie – du solltest sehen, wie die nach einem Jahr schon gewachsen sind“. Irgendwie gefällt mir die Konsequenz, auch wenn meine Bäumchen im Topf bleiben.