Der schneebedeckte Ätna, davor saftig grüne Zitronenbäume, Palmen und viele Pflanzen, die der Hitze trotzen – so präsentiert sich Sizilien. Was viele nicht wissen: Viele unserer Kübelpflanzen, die nun wieder in die Gärten und auf die Terrassen den „Traum vom Süden“ zaubern, kommen aus dem südlichsten Ende Italiens. So ist es nur klar, dass hier viele Baumschulen existieren.

Pflanzen haben ein anderes „Zeitgefühl“

„Yucca und viele andere sukkulente Pflanzen sind die Gewächse der Zukunft“, erzählt der Pflanzenphilosph Marcello di Paola. Aufgewachsen in einer Baumschule, die sich schwerpunktmäßig mit Kakteen und Yucca befasst, sieht er in den Pflanzen ein Vorbild für unser Sein:  Die Welt ist eigentlich immer ein Gegner für jede Pflanze, aber wenn man mit der Natur und nicht gegen die Natur arbeitet, sie unterstützt und nicht ausbeutet, dann wird man belohnt. Sie lernen uns auch, auf Gegenseitigkeit zu achten – nicht nur unter uns Menschen, sondern eben auch in der Natur. Und: Sie lernen uns den Umgang mit der Zeit. Das Zeitgefühl der Pflanzen ist ein anderes, als wir es kennen. Ihr Zeithorizont lehrt uns, dass man für ein bestimmtes Projekt auch eine bestimmte Zeit benötigt, und die sollte man sich nehmen – ganz bewusst.

Sizilianische Vegetation trotzt der Hitze

Die Vegetation auf Sizilien ist im Stande, der Hitze zu trotzen – auch in den von den Menschen angelegten Gärten. Hier arbeitet man bewusst mit großen, schattenspendenden Bäumen – meist Pinien. Genau das wird in Zukunft bei uns auch notwendig sein, denn der Schatten wird in Zeiten der immer höheren Temperaturen zum Um und Auf.

Einer der verträumtesten Orte auf Sizilien ist Taormina. Dort findet man nicht nur eine der ältesten Villen der Stadt, das Hotel Schuler, das mit seinem Garten und „über 200 Pflanzen ein kleiner botanischer Garten ist“, wie Gerhard Schuler der Seniorchef des Hauses erläutert. Seine Leidenschaft für das Sammeln von Pflanzen ist vom Großvater auf ihn übergesprungen. Citrus, Palmen und viele andere mediterrane und tropische Geschächse findet man hier.

„Dank des Schattens einer Pinie kommen wir ohne viel Gießen aus“, erläutert der Gartenliebhaber. Gleich nebenan, im sogenannten Stadtgarten, findet man noch etwas typisches, das in viktorianischen Gärten zu finden ist: Follies. Laut Lexikon eine „Narretei“, ein Zierbau im Garten, der für nichts wirklich genützt wird, aber ein interessantes Gestaltungselement darstellt.

„Ein Garten ist niemals fertig“, heißt ein Sprichwort und darauf legt die Besitzerin des Gartens „Le Stanze in Fiore“, Rossella Pezzini de Gironimo viel wert: „Denn dann würde ich nicht mehr leben“, lacht sie. Ihr Garten stellt nämlich ihr Leben dar. Besucher finden darin in vielen Bereichen sich selbst – von der Kindheit über die turbulente Jugend bis ins Erwachsenen sein. Pflanzen aus aller Welt hat die kreative Fotografin und Unternehmerin zusammengetragen, um zu beweisen, was im heißen Klima Siziliens alles wächst und ermutigt: „Auch daheim ausprobieren und nicht gleich aufgeben – wie im richtigen Leben!“

4 Dinge, die uns sizilianische Gärten lehren

  1. Schatten schaffen und richtig nutzen.
  2. Pflanzen nur so viel Gießen, dass sie nicht verwöhnt werden.
  3. Überraschungen schaffen, das macht Gärten interessant.
  4. Auf große Vielfalt setzen und hitzefeste Pflanzen verwenden.

Ploberger’s TV-Doku im ORF

Unter der Serie „Das Paradies in der Ferne“ besuche ich diesmal ein Sizilien, das nur wenige Menschen kennen (Dienstag, 23. April – 20:15 Uhr, ORF 2). Ich besuche kleine und große Gärten, viele versteckt hinter Mauern, die nur an ganz wenigen Tagen ihre Pforten öffnen. Mit dabei auch viel Natur mit einem Abstecher zum Ätna, dessen fruchtbare, verwitterte Lava, die Grundlage für das üppige Wachstum liefert.