Sie sind nach England gegangen, haben dort eine Gärtnerei aufgebaut, bei der Chelsea Flower Show eine Medaille errungen und dann nach Berlin zurückgekehrt um die „Königliche Gartenakademie“ zu gründen: Gabriela Pape und Isabelle Van Groeningen.

Aus alten verfallenen Gewächshäusern wurde eine Pilgerstätte für Garten- und Pflanzenliebhaber. Die Erfolgsidee der beiden: Sie planen Gärten für die Geldtasche von Jedermann. 1 Euro pro Quadratmeter – und der perfekte Plan liegt am Tisch, bereit für die Umsetzung durch den Gartengestalter.

Gabriella Pape mit einem Storyboard

Gabriella Pape mit einem Storyboard

Mehrere hundert Gärten sind so entstanden und dabei haben sie auch viel Erfahrung über die Gartentrends gesammelt. Ich habe die beiden in Berlin besucht:

Karl Ploberger: Wie hat sich der Gartentrend in den letzten 20 Jahren verändert?

Gabriela Pape: Es geht nicht zurück, sondern einen großen Schritt vorwärts. Nicht die neuesten Sonnenschirme oder Gartengriller stehen nun hoch im Kurs, sondern die perfekten Kompostsilos. Die Menschen haben verstanden, wenn der Boden nicht in Ordnung ist, dann geht da gar nichts.

Isabella Van Groeningen: Nur ein Beispiel dafür was sich geändert hat: Der Verkauf von Gemüsesaatgut hat sich in den letzten Jahren verzehnfacht und hat nun jenes von Blumen überholt. Die Menschen wollen Geschmack selbst ziehen. Keine wässrigen Tomaten oder geschmacklose Gurken.

Karl Ploberger: Welche Pflanzen stehen hoch im Kurs?

Gabriela Pape: Es gibt so viele Irrtümer, wo manche erzählen, dass nur Einheimisches gut für die Natur ist. Das ist völliger Blödsinn. Es gibt so viele Sorten, die einfach besser sind und extrem lange blühen. Damit liefern genau diese Pflanzen den Insekten Pollen und Nektar. Salvien sind da ein gutes Beispiel. Die neuen Züchtungen blühen 5 Mal so lange, wie die ursprüngliche Form. Die Natur passt sich sehr schnell an. Bestes Beispiel ist die Miniermotte. Seit zwei Jahren beobachten wir, dass die Vögel diesen lästigen Kastanienschädling fressen. Genau das machen nun auch die Wespen mit den Raupen des Zünslers.

Gabriella Pape mit einem Storyboard

Gabriella Pape mit einem Storyboard

Karl Ploberger: Wie sehen nun die Gärten der Zukunft aus?

Isabella Van Groeningen: Obst und Gemüse muss in jedem Garten Platz finden. Und nicht nur dort. Auch am Balkon und auf der Terrasse dürfen sie nicht fehlen. Was garantiert nicht passieren soll ist die falsche Verwendung von Kies. Das Zudecken des Bodens macht die Erde kaputt. Richtig angelegt, ohne Folie darunter und mit den richtigen trockenheitsliebenden Pflanzen ist das wahrscheinlich eine der wichtigsten Entwicklungen.

Karl Ploberger: Lassen die Gartenfreunde die Gärten nun eher planen oder machen sie das wie früher alles alleine.

Gabriela Pape: Planen ist hipp! Da waren wir die Vorreiter, als wir gesagt haben: Planung kostet nicht mehr als 1 € pro Quadratmeter. Damit ist sie für jeden leistbar und es passieren keine gravierenden Fehler. Die künftigen Gartenbesitzer müssen dabei eifrig mitarbeiten und ein Storyboard mit vielen Bildern aus Gartenmagazinen erarbeiten, denn es wird nicht der ‚Pape-Garten’, sondern der ganz persönliche Garten des jeweiligen Kunden. Mit seinen Pflanzen und seinen Vorlieben.

Als Endprodukt gibt es einen fertigen Plan und eine schöne farbige Skizze, damit alle wissen, wie das grüne Paradies einmal aussehen wird.

Karl Ploberger: Wird der Garten jünger?

Isabella Van Groeningen: Wir sind jetzt seit zehn Jahren hier in Berlin. Waren es früher die 55-60jährigen, sind heute die Kunden deutlich jünger. Da kommen ganze Familien zum Pflanzenkauf. Schrebergärten sind derzeit so in, dass es lange Wartezeiten gibt.

Gabriela Pape: Die Vorlieben des jüngeren Publikums haben aber auch Auswirkungen auf die großen Schaugärten in England zum Beispiel. Sissinghurst, Great Dixter und viele andere haben nur noch teilweise die kurzgemähten Rasenflächen und dafür bunte Blumenwiesen, wo die Insekten summen und mit Sensen gemäht wird. Das ist der Gartentrend der Zukunft: viel mehr Natur im eigenen Garten. Freilich auch die Rasenroboter sind im Trend – die Mischung macht es.

Die sieben absoluten Trendpflanzen der beiden Gartenstars

  1. Katzenminze steht extrem hoch im Kurs. Am besten verkauft wird bei uns die Sorte „Walkers Low“. Eine extrem tolle Bienenpflanze.
  2. Rosen sind extrem beliebt, aber nicht die gefüllten Blüten, sondern die offenen Blüten.
  3. Lavendel wird als „Gute Laune“-Pflanze verkauft: Im Frühjahr als Lust aufs Urlaubmachen, im Spätsommer zur Erinnerung an den Urlaub.
  4. Kosmeen sind populärer wie noch nie, weil sie fast bis Weihnachten blühen.
  5. Kräuter sind bei der Gestaltung von Garten und Terrasse extrem wichtig. Garten und Genuss gehören einfach zusammen.
  6. Hortensien sind unter den Gehölzen die am gefragtesten.
  7. Zwiebelblumen sind wieder total in. Aber viele haben Beruhigungsängste, denn viele Newcomer fragen sich, „aus diesem Knubbel wird eine blühende Pflanze“?