In diesem Jahr blickt die Welt wieder häufig nach Großbritannien – da sind die Softthemen, wie 90. Geburtstag der Queen, mit zahlreichen großen Ehrungen und dann ist da das Referendum über den EU-Verbleib. Seit knapp 25 Jahren gehört die „Insel“ mit Linksverkehr und zahlreichen anderen Besonderheiten zu meiner zweiten Heimat. Hier meine sieben Gründe, warum ich dieses Land so mag:

  1. Die Gärten

Ohne Zweifel – da ist dieses Land weltweit führend. Wenn man bedenkt, dass alleine 3.700 Privatgärten die Gartentüren für Besucher an bestimmten Tagen öffnen, wenn eine Institution, wie der National Trust, hunderte Parks und die dazugehörigen historischen Gebäude sowie viele Naturdenkmäler erhält und dem Publikum öffnet. Ein Leben reicht nicht aus, um all diese grünen Paradiese zu entdecken.

  1. Die Gastfreundschaft

Wenn ich bei meinen Vorbereitungsreisen durchs Land fahre, um neue Gärten zu suchen, zeigt sich diese Gastfreundschaft besonders hautnah: Einfach anläuten, von der Gartenleidenschaft erzählen und schon sitze ich bei Tee im Haus und gemeinsam frönt man der grünen Passion.

  1. Die Vielfalt

In keinem anderen Land findet man in den Gärten eine derartige Vielfalt – architektonisch und pflanzlich. Ob Taschentuch- oder Lebkuchenbaum, eine Sammlung Pelargonien oder eine Wiese voller Orchideen, das alles ist hier genau so zu finden, wie plötzlich ein Stück indischer Paläste, italienischer Säulen oder japanischer Zen-Gärten. Und gleichzeitig findet man in Großbritannien auch die modernsten Gärten und futuristischsten Gebäude.

Taschentuchbaum

Taschentuchbaum

  1. Die Tradition

Als ich beim Tee bei der Queen vor nicht ganz zehn Jahren eingeladen war, erlebte ich hautnah die unendliche Tradition: Von der Ehrfurcht vor der Queen, ihrer ungeheuren Disziplin bis hin zum gepflegten Tee und natürlich das gemeinsame Absingen der Hymne. Und gehst du vom Buckingham Palast ein paar Meter weiter, findest du die coolsten Bars und Menschen, die so exzentrisch angezogen sind, dass sie bei uns sogar beim Faschingsfest auffallen würden. Auch hier ein Land der Gegensätze.

Plobergers bei der Queen 2007

Plobergers bei der Queen 2007

  1. Das Klima

So sehr alle auch über den Regen jammern, er ist nach beinahe 25 Jahren England-Erfahrung harmlos. Es gibt schon einige Wochen im Jahr, wo Nebel und Regen wirklich unangenehm sind, doch die meiste Zeit dauert der Regenschauer nur einige Minuten und ist oft nur ein leichter Nieselregen. Wie sonst würde man hier diese herrlichen Rasenteppiche finden.

  1. Die Hilfsbereitschaft

Du stehst in London keine zwei Minuten an der Straßenkreuzung, wenn du einen Reiseführer in der Hand hast, dann wirst du schon gefragt – „What are you looking for?“ Oder Menschen mit Behinderung: Da können Kolonnen von Menschen in perfekter Reihe angestellt sein (eine Leidenschaft der Briten) – kommt ein Handicaped, wird geholfen! Und noch was Einzigartiges: die vielen Charity-Organisationen, wie das „NGS“, das National Garden Sceme, das die Offenen Gartentüren organisiert und die Eintrittsgelder (zuletzt umgerechnet rund 3 Mio. Euro) von Krebsvorsorge bis Soforthilfe verwendet.

  1. Der Humor

Keine zehn Minuten dauert es, bis man jemanden kennenlernt, und schon wird über den typischen britischen Humor das Verhältnis ganz locker. Lord Carrington, der ehemalige Außenminister von Maggie Thatcher, war vor kurzem für mich der Beweis. Als ich ihn am Telefon fragte, ob ich dieses Jahr wieder seinen herrlichen Garten besuchen darf und er uns begrüßen könnte, meinte er trocken: „Das könnte sich noch ausgehen!“ Warum, fragte ich erstaunt? Und die Antwort des äußerst netten Lords: „Immerhin bin ich 97!“, meinte er mit einem Lächeln.

Die Queeen hautnah - nur im Wachsfigurenkabinett

Die Queen hautnah – aber nur im Wachsfigurenkabinett

Das hab ich von Englands Gärten gelernt

  • Gartenräume schaffen – diese Unterteilung durch Hecken und Mauern macht kleine Gärten größer und große Gärten kleiner.
  • Kleinklima erzeugen – die berühmten Ziegelmauern sind nicht nur dekorativ, sie sind auch Wärmespeicher.
  • Pflanzenliebe – haben wir Gartler alle. Aber die enorme Vielfalt findet man nur in den britischen Gärten. Ein Ansporn, es nachzumachen.
  • Gärten sind Teil des Hauses – und kein zufälliges Anhängsel. Also gemeinsam planen, dann wird daraus eine geniale Einheit.
  • Landschaft wird Teil des Gartens – damit setzt sich fort, was bei der Hausplanung begonnen wurde. „Borrowed landscape“ – die geborgte Landschaft ist das Schlagwort dafür.
  • Ehrfurcht vor alten Bäumen – findet man im gesamten Königreich. Eher sperrt man eine Straße, als einen alten Baum umzuschneiden.