Von den Bergspitzen lacht der erste Schnee ins Tal, unten da bezaubern die saftig grünen Blätter von Palmen, begeistern die Granatäpfel, die üppig auf den Bäumen hängen und im Vorbeigehen erschnuppert man den Duft von Rosmarin und Lavendel. Die Gärten von Trautmannsdorf in Meran sind diesmal das Ziel einer ganz besonderen Reise, die es nun seit 20 Jahren gibt: „Betreutes Reisen“ wurde vom Roten Kreuz und der Raiffeisen Reisewelt geschaffen, um jenen Menschen für ein paar Tage Urlaubsfreuden zu ermöglichen, die sie normalerweise nicht mehr genießen könnten. Denn sie sind auf einen Rollstuhl angewiesen, benötigen täglich medizinische Betreuung oder sind auf Grund des Alters einfach unsicher und würden niemals eine weite Reise antreten.

Betreutes Reisen

Betreutes Reisen

Die Teilnehmer genießen es!

Mit dabei ist bei dieser Reise, die ich für drei Tage begleiten durfte, ein ganzes Team des Roten Kreuzes. Diplomierte Krankenschwestern und freiwillige Helfer betreuen die gut zwei Dutzend Reiseteilnehmer rund um die Uhr: medizinisch und auch  „seelisch“, wie eine der Teilnehmerinnen erzählte, als ich sie mit dem Rollstuhl durch die herrliche Gartenanlage schob. Sie hätte keine Chance mehr irgendwo hinzukommen. „Kinder und Enkelkinder sind irgendwo und es wäre ihnen auch nicht zumutbar, mit mir zu reisen“, erzählt die Frau, die es genießt mit dem Reisemobil – ein Spezialbus mit Rollstuhllift (des Busunternehmens Neubauer) in den Bus hinein- und herausgehoben zu werden.

Betreutes Reisen

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Das Interesse an den Pflanzen ist groß. Kamelien blühen bereits und eine besonders begeisterte Teilnehmerin erinnert sich „an früher“, als sie das alles bei sich im Garten hatte. „Es ist so schön, hier zu sein“, freut sich die Frau, die früher mit ihrem Mann viel gereist ist. Als ihr Gatte verstarb und sie „immer müder“ wurde, verflog die Reiselust: „Ich hatte zu viel Angst der Gruppe nicht mehr nachzukommen“. Diese Sorgen gibt es bei diesen Reisen nicht. Langsam und mit vielen Geschichten für die Teilnehmer und von den Teilnehmern spazieren wir durch den einzigartigen Garten.

Sogar der anschließende Stadtbummel durch Meran ist möglich. „Einkaufen, so wie früher einmal“, freut sich die im Rollstuhl sitzende Frau und hat wässrige Augen.

Betreutes Reisen

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Auch für mich ein Erlebnis

Am Abend dann gemeinsam Essen und danach plaudern und „nicht wie daheim allein an die Zimmerdecke starren…!“ Und schon ist es vorbei mit dem Trübsaal blasen, denn ein ehemaliger Orthopäde, der seit einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt und sich auch beim Sprechen schwer tut, erzählt einen Witz nach dem anderen. Lachen! Die wohl beste Medizin für Menschen, bei denen der Alltag normalerweise wenig zu bieten hat. Viele freuen sich schon auf die nächste Fahrt: „Ich bin immer bei der Reise über Weihnachten mit dabei, das ist dann fast wie ein Familienfest, so liebevoll werden wir rund um den Heiligen Abend betreut“, freut sie sich die Frau („ich bin 80 plus, plus“) auf die nächste Tour ehe sie von einer Krankenschwester zu Bett gebracht wird.

Für mich war diese Reise jedenfalls wieder ein Erlebnis und die Erkenntnis, wie fröhlich man sein kann trotz kleinerer oder größerer körperlicher Probleme.

Seit fünf Jahren bin ich ehrenamtlicher Rotkreuz-Botschafter für „Betreutes Reisen“. Die Reisen (Tagesfahrten, Wochenreisen mit Bus und Flugzeug) werden das ganze Jahr über angeboten. Informationen gibt es bei jeder Rotkreuz-Dienststelle.