Die immer kleineren Gärten oder gar das Gärtnern ohne Garten auf Balkon und Terrasse lassen Säulenobstbäume und Beeren für Topf und Kisten immer beliebter werden. Einer, der sich seit einigen Jahren besonders intensiv damit befasst, hat in der Schweiz seine Versuchsflächen. Ich habe dem Züchter Markus Kobelt einen Besuch abgestattet und ihm sieben Fragen gestellt:

  1. Bleiben die Säulenobstbäume im Trend?

Ich denke schon, sie sind einfach zu pflanzen und lassen sich leicht kombinieren. Ob im Mixed Border oder als Hecke – die Möglichkeiten sind vielfältiger! Wichtig ist die Farbe der Frucht: rot ist begehrt, genau so grün und besonders beliebt rotfleischige Sorten.

Grüner Säulenapfel

Grüner Säulenapfel

  1. Welche Sorten gibt es?

Grundsätzlich sollte man keine Kirschen, Zwetschken oder Pfirsiche als Säulenobst ziehen. Minipfirsiche leben praktisch nur drei Jahre. Daher sind Äpfel und Birnen die einzigen sinnvollen Säulenbäume.

  1. Was sind die Zuchtziele?

Neben den säulenförmigen Bäumen stehen vor allem die kleinen kompakten buschförmigen Apfelbäume im Mittelpunkt der Zucht. Das wichtigste aber ist die Resistenz gegen Schorf und Mehltau und der regelmäßige Ertrag, denn viele tragen in einem Jahr enorm viel, im nächsten Jahr dafür nichts. Die Frucht muss gut schmecken.

Säulenapfel

Säulenapfel

  1. Was wird sich beim Beerenobst verbessern?

Extreme Fortschritte werden bei den kompakten Beerensträuchern gemacht, die im kleinen Garten ohne Gerüst wachsen: Himbeeren und Brombeeren werden im Herbst tragen (z.B. „Little Sweet Sister“ – Himbeere; „Little Black Prinz“ – Brombeere). Sie lassen sich gut auch in anderen Beeten integrieren. Werden im Frühjahr auf 20 cm geschnitten und tragen an diesen kurzen Trieben schon im Sommer. An den neuen Trieben im Frühherbst. Brombeeren werden so groß werden, dass sie gerade noch mit einem Biss gegessen werden können. Das schafft das große Genusserlebnis.

  1. Die Witterung wird immer verrückter, können die Züchter hier helfen?

Bei den Beeren entkommt man durch die Herbstfrucht dem Spätfrost. Und: Obst und Beeren werden bei uns ohne Pflanzenschutz und Bewässerung gezogen. Da sieht man von der ersten Minute an, welche Sorten in der Züchtung gut sind.

  1. Rasche Erfolge sind wichtig – was kommt?

Im Frühjahr wird gepflanzt – im Sommer geerntet. Bei den Beeren ist das Standard. Bei den Heidelbeeren ebenso und bei den Obstbäumen ist nun spätestens nach 3 bis 12 Monaten eine erste Ernte garantiert.

Ein neuer rotfleischiger Apfel

Ein neuer rotfleischiger Apfel

  1. Der Schnitt ist oft noch ein Problem – was rät der Züchter?

Schnitt wird einfach: Alles was über 20 cm lang ist wird beim Säulenobst einmal im Februar und einmal im Juni auf 15 cm geschnitten.

Der Züchter und seine 80 Kinder

Markus Kobelt betreibt in der Schweiz in der Nähe des Bodensees in Buchs die Baumschule Lubera, deren Pflanzen in vielen Gärtnereien, Gartencentern und online erhältlich sind. Das Marketingtalent hat immer das Ohr beim Konsumenten und sucht weltweit nach Neuheiten.

Markus Kobelt - der Apfelzüchter

Markus Kobelt – der Apfelzüchter

Eigene Züchtungen zeichnen sich besonders durch Wuchsfreude, schmackhafte Früchte und Krankheitsresistenz aus. In den letzen 20 Jahren wurden über 80 neue Sorten („meine Kinder“) auf den Markt gebracht. Darunter die erfolgreichste rotfleischige Apfelsorte „Red Love“ und die weithin bekannte Brombeere „Navaho“. Der Brexit bringt übrigens Probleme. Viele Partner sitzen in Großbritannien und die dortigen Baumschulen beginnen bereits den Markt abzuschoten.