Wenn Alfred Grand am Morgen in seinen Betrieb geht, dann arbeiten Millionen seiner Mitarbeiter bereits eifrig. Als erster „Wurm-Farmer“ Österreichs erzeugt er hier pro Jahr rund 500 Kubikmeter Wurmhumus. Für Grand ist der Wurm „der Retter unserer Böden“, denn er erzeugt Humus, der in der Lage ist, enorme Mengen an Nährstoffen und Wasser zu speichern und macht vor allem eines: „die Böden wieder gesund“ (Grand).

Der Biodünger war ein Nebenprodukt

Kennen gelernt hat der Forscher „esenia fetida“ vor mehr als 25 Jahren. Damals begannen die Bauern mit der Grünkompostierung. Wochenlang suchte er sich durch das damals noch junge Internet und kam auf interessante Seiten in Kalifornien. Dort gab es Wurmfarmen – aber weniger, um Humus zu erzeugen, sondern um Würmer für die Fischer zu züchten. Der Biodünger war Nebenprodukt.

Heute ist ermit seiner Firma Vermigrand und seinem Forschungsbauernhof, die „Grand Farm“, im niederösterreichischen Absdorf in der Nähe von Tulln Ziel von Exkursionen aus der ganzen Welt, denn sein System, das er mit einem Kollegen entwickelt hat, begeistert die Fachwelt.

Zwölf Wochen „Arbeitszeit“

Zwölf Wochen dauert es, bis aus langen hochbeetartigen, schwebenden Wannen, aus Biomüll Wurmhumus wird. Oben Kompost, Pferdemist, Haferschrot und Sojabohnen aufstreuen und unten kommt der wertvolle Dünger heraus. Bei einer Temperatur von 15 bis 30 Grad arbeiten Würmer. Sie erkranken niemals und produzieren den wertvollen Dünger. Wobei Dünger gar nicht stimmt, denn der Regenwurmhumus enthält weniger Nährstoffe, als man vermutet. Etwa ein Prozent Stickstoff, 0,5 Prozent Phosphor und zwei Prozent Kali.

Der Wurmdarm aktiviert Bodenleben

Aber den Würmern gelingt in ihrem Darm etwas Einzigartiges – sie aktivieren später das Bodenleben derart, dass im Boden gebundene Nährstoffe verfügbar werden. Rund 30.000 gute Bakterien findet man im Wurmkot und sie erreichen, dass die Pflanzen resistenter sind gegen Dürre und Hitze. In Zeiten des Klimawandels besonders wichtig. Etwa ein Liter reicht aus, um den Boden auf einem Quadratmeter zu beleben.

Enorm schnelle Vermehrung

Interessantes Detail dieses „Weltretters“: Würmer vermehren sich enorm schnell. Nach nur sechs bis acht Wochen sind sie bereits geschlechtsreif und legen Eier ab. Allerdings stoppen sie das, wenn genug Würmer vorhanden sind. So kann es in der „Produktionsanlage“ von Alfred Grand niemals zu einer Überbevölkerung kommen.

Dass der „Wurm-Papst“ von einem enormen Forschungsdrang beseelt ist, zeigte er in den letzten Jahrzehnten bereits, doch er gibt nicht auf und forscht weiter. Zurzeit gilt der Pflanzenkohle seine große Aufmerksamkeit. Zusammen mit den Würmern gelingt es, hier noch mehr Nährstoffe im Boden zu halten und die Bodenstruktur langfristig zu verbessern. Ziel ist es Pflanzerden zu produzieren, dass jeder damit seine grünen Lieblinge kultivieren kann – ohne dass man Torf dafür verwenden muss.

Drei Fragen an den „Wurm-Papst“ Alfred Grand:

So wenig Dünger, aber so viel Wirkung – wie das?

Das ist das Phänomen, das der Wurm schafft – zusammen mit 30.000 Bakterien aktiviert er das Bodenleben so stark, dass die Pflanzen davon extrem profitieren!

Gibt es ein Vorbild für die Wurmfarm?

Ja, den Wald. Und zwar die oberste Schicht. Dort findet genau das statt, was bei uns passiert. Würmer verarbeiten dort Laub und Nadeln zu Humus. Bei uns sind es Kompost und andere Biosubstanzen.

Gibt’s den Humus nur als Erde?

Nein, wir empfehlen auch die Verwendung von Wurmkomposttee. Der wird auf die Erde und auf die Blätter gesprüht und wirkt enorm schnell.