Ein spätes Osterfest, ein geniales Frühjahr und schon steht der Blühkalender kopf: Schon jetzt sind in milden Ecken des Landes die ersten Maiglöckchen aufgeblüht – eine Pflanze, die Jahr für Jahr begeistert: Ist es der Duft, sind es die ungewöhnlichen Blüten, oder ist es die Wuchskraft? Von allem ein wenig, wahrscheinlich. Und so ist das Maiglöckchen als Frühlingsbote wohl allgemein bekannt und findet sich als Zierpflanze in vielen Gärten.

Stark giftig – Vorsicht, wenn Kinder im Garten sind!

Wild ist es heimisch in Europa, Kleinasien, China, Japan und Nordamerika. Die kleinen, meist weißen Blüten sind glockenförmig und bilden mit 5 bis 13 Blüten eine Traube. Unverwechselbar ist auch ihr Duft. Aber Vorsicht: Vor allem die Blüten aber auch alle anderen Pflanzenteile enthalten herzwirksame Glykoside, die stark giftig wirken. Besonders gefährlich sind die roten Früchte des Maiglöckchens, die im Spätsommer locken. Höchste Vorsicht ist also geboten, vor allem, wenn Kinder im Garten sind.

Aber auch die Blätter sind nicht ohne: Liebhaber von Bärlauch seien hier gewarnt: Immer wieder kommt es zu schwer Vergiftungen, wenn die sehr ähnlich aussehenden Maiglöckchenblätter anstelle des Bärlauchs gesammelt werden. (Neben den noch viel gefährlicheren Blättern der Herbstzeitlosen!)

Das Maiglöckchen ist schon immer ein Glücks- und Liebessymbol gewesen – daher stecken sie fast immer in den Brautsträußen, immerhin drücken Maiglöckchen „innige Liebe“ aus. Das Grün der Blätter steht für Hoffnung, das Weiß der Blüten signalisiert Reinheit.

Eine Legende besagt, dass das Maiglöckchen dort entstanden ist, wo Maria neben dem Kreuz ihre Tränen vergoss, daher stammen die Namen  „Frauen- oder Marientränen“ und deshalb gehört es zu den „Marienblumen“ und ist christliches Symbol der reinen Liebe.

Maiglöckchen mit gestreiften Blättern

Maiglöckchen mit gestreiften Blättern

Das Maiglöckchen, eine Modepflanze der Jahrhundertwende, stellt seine Schönheit im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten. Der sprichwörtliche Duft „bricht das Eis des Winters und der Herzen“ stellte Heinrich Heine fest.

  • Wer Maiglöckchen am 1. Mai bei sich trägt, soll das ganze Jahr Glück haben – deshalb ist es heute noch in Frankreich Sitte, am „Maiglöckchentag“ auf allen Straßen Maiglöckchensträuße als Glücksbringer zu verkaufen. Ein Tipp: Beim Schnitt für die Vase sollte man nicht mit der Schere arbeiten, sondern die Stängel herauszupfen!
  • Früher glaubte man, dass, wenn man mit Maiglöckchen das Gesicht abreibt, die Sommersprossen  verschwinden.
  • Als Schnupftabak noch Mode war, dienten die Stiele als Bestandteil des „Schneeberger Schnupftabaks“, der „das Gehirn reinigen“ sollte.
  • Seine medizinisch herzstärkende Wirkung ist seit Jahrhunderten bekannt. Die Ärzte des Humanismus, für die es noch das Hauptherzstärkungsmittel war, wählten es als Berufs-Emblem – als „salus mundi“, Heil der Welt.
  • Maiglöckchen mischt man zum Räuchern gut mit Rose, Rainfarn und Thuja.

Wuchsfreudiger Bodendecker

Die bekannte Duftstaude eignet sich vorzüglich als wuchsfreudiger Bodendecker im Halbschatten und Schatten. Nach dem Abblühen können diese Flächen sogar bedingt betreten werden. Einzeln stehende Pflanzen blühen übrigens nicht gern, deshalb sollte man Maiglöckchen immer in größeren Gruppen zusammensetzen – und sich so eine „Maiglöckchenwiese“ schaffen. Maiglöckchen verbreiten sich sehr schnell (wie die unbeliebte Quecke!) durch unterirdische Ausläufer bzw. Rhizome.

Rosa Maiglöckchen

Rosa Maiglöckchen

Unterschiedliche Sorten

Kaum bekannt ist, dass es neben dem weißen, einfach blühenden Maiglöckchen auch eine gefüllte Form („Plena“) gibt. Noch seltener anzutreffen ist das rosa blühende Maiglöckchen („Rosea) sowie verschiedene Sorten mit grün-weiß und grün-gelb gestreiften Blättern. Besonders viele Maiglöckchen-Sammler gibt es in England und Polen. Die Standard-Sorten (auch gefüllte und rosa blühende) sind aber auch bei uns in guten Staudengärtnereien erhätlich.