Laubsauger, Hochdruckreiniger, Häcksler – Ordnung ist für viele das halbe Garten-Leben. Das stimmt nur bedingt, denn gerade in der Natur ist die „Unordnung“ der wichtigste Teil. Aber nicht nur draußen im Freiland, sondern auch im Garten. Totholz zum Beispiel bringt in den Garten nicht nur Leben, sondern vor allem auch Vielfalt.
Totholz bringt Leben und Vielfalt in den Garten! Immer dann, wenn Schädlinge in Massen auftreten, heißt es, die Ökologie walten zu lassen – und die findet man im abgestorbenen Holz. Und so kann man Öko-Oasen schaffen, die dennoch dekorativ sind.

Baumstrunk

Baumstrunk

Schon in viktorianischer Zeit gestaltete man in England Gärten mit Wurzelstöcken, die aufeinander geschichtet, mit Farnen, Funkien und Efeu bepflanzt einen absolut natürlichen Standort für diese Pflanzen bieten. Der positive Nebeneffekt: In dem Totholz finden hunderte Insekten, Käfer, Larven, aber auch Reptilien und sogar Vögel ihre Nist- und Futterplätze.

Baumstrunk

Baumstrunk

Gesunde Bäume wehren sich

Wer nun meint, dass sich hier Schädlinge, wie der Borkenkäfer (der Buchdrucker) vermehren und gesunde Bäume befallen, wird nur bedingt Recht haben. Diese Käfer können nur dann, vor allem den Fichten an die Rinde, wenn diese Gehölze geschwächt sind. Bohrt ein Borkenkäfer in einen vitalen Baum, der am richtigen Standort steht, ausreichend mit Wasser versorgt ist und generell nicht unter der Hitze leidet, dann wird er den Borkenkäfer abwehren indem er das Bohrloch innerhalb weniger Stunden mit Harz verschließt und den Borkenkäfer sozusagen einsperrt.

Wie bringt man nun das „lebendige“ Totholz in den Garten? Das Insektenhotel ist eine zur Zeit so beliebte Möglichkeit, allen möglichen Wildbienen, Grabwespen und Schwebfliegen Quartier zu verschaffen. Eine Frage, die sich dann so manchem Gartenbesitzer stellt: Was hab‘ ich davon? Sehr viel, denn diese Insekten befruchten Obst- und Beerensträucher, sorgen dafür, dass Fliegen, Blattflöhe, Läuse und anderes Getier vertilgt wird.

Wurzelstockgarten

Wurzelstockgarten

Der Totholzhaufen wird lebendig

Hat man mehr Platz, dann lohnt es sich, einen Totholzhaufen anzulegen. Einfach auf den nackten Erdboden (Rasen zuerst entfernen) in einer Ecke trockene Äste, Holzstämme und Wurzelstöcke aufschichten und schon wird sich der Haufen mit Lebendigkeit füllen: Rotkehlchen werden darin nisten, der Zaunkönig errichtet kunstvoll sein neues Zuhause, das Eichhörnchen wird sich Zweige für seinen Kobel holen und größere Stämme werden sogar für den Specht interessant. Und wer Glück hat, kann dort einmal Hirschkäfer und Nashornkäfer finden.

Es mag im ersten Moment irritieren, aber langfristig wird genau ein solches natürliches Eck im Garten den größten Erlebniswert besitzen. Da sind die üppigen Rosenbeete bei den Gartenspaziergängen oft nur noch die zweite Station, wenn man die Tierwelt in so einem Totholz voller Leben beobachten kann – und das unmittelbar vor der Haustür.

Wurzelstockgarten

Wurzelstockgarten

Das Buch zum Thema

„Wunderwelt Totholz – unterwegs im Lebensraum von Waldkauz, Hirschkäfer und Holunderschwamm“ lautet der Titel des im Pala-Verlag (€ 20,50) erschienen kleinen Ratgebers. Herrliche Bilder machen Lust, diese „Unordnung“ zu entdecken und vielleicht doch den vielen Tieren, alte Baumstümpfe, vertrocknete Äste, Rindenstücke und Laub in einem nicht so eingesehenen Eck des Gartens als Quartier zu geben. Das Praxisbuch für den eigenen Garten gibt’s ebenfalls im Pala-Verlag: „Haufenweise Lebensräume“ (€ 20,50) zeigt viele Beispiele für die naturnahe Gestaltung im Garten.

Buch "Wunderwelt Totholz"

Buch „Wunderwelt Totholz“