In der gärtnerischen und landwirtschaftlichen Gegenwart hat sich viel geändert. Stand noch vor einigen Jahren das „Bekämpfen“ im Vordergrund, so ist nun das „Vorbeugen“ und „Verhindern“ das Ziel. Der Einsatz von Nützlingen oder deren Förderung steht nun im Mittelpunkt und deshalb hat man den 21. März zum Tag des Nützlings erklärt.

Sichtbarstes Zeichen dafür, dass auch die Hobbygärtner immer mehr auf die sanfte Bewirtschaftung des Gartens setzen, sind die vielen Insektenhotels. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Varianten und sie sind seit einigen Jahren ein begehrtes Gartenobjekt, aber nicht nur dekoratives sondern auch nützliches.

Insektenhotel

Insektenhotel

Fritz Gusenleitner, der Insektenguru, der viele Jahre im Linzer Biologiezentrum arbeitete, kommt ins Schwärmen – im wahrsten Sinne des Wortes – wenn er zu Insektenhotels befragt wird. Denn in den Hotels nisten sowohl solitäre Bienen als auch Wespen – einschließlich ihrer Gegenspieler. Ganz wichtig: Keiner der Bewohner ist sozial organisiert, es besteht also keine Gefahr eines sozialen Verteidigungsverhalten (Stichwort: Stechen!) und auch keine Art nistet in den Zellen, „die ich nicht mit den Fingern angreifen würde, so ich die Tiere überhaupt in die Hände bekomme“, sagt Gusenleitner.

Auch die Umgebung muss stimmen

Welche Insekten in einem Hotel tatsächlich nisten, kann gar nicht so leicht gesagt werden. Es hängt von der Art der Nisthilfen ab (Holzbewohner, Halmbewohner, Boden- oder Lehmbewohner), aber auch vom Umfeld: Welche Pflanzen wachsen in dem Garten, welche Blüten sind dort zu finden. Und daher lautet der Auftrag an alle Insektenhotel-Errichter: Auch der „Wellnessbereich“ muss passen. Was soviel heißt wie: Der Garten muss viele naturnahe Ecken haben – mit einfach blühenden Blüten, in denen die Insekten auch tatsächlich Nektar und Honig finden.

Auch wichtig: Die einzelnen Nester sind von einer Generation nur für eine bestimmte Zeit bewohnt. Das Weibchen adaptiert den Hohlraum, trägt Nahrung ein (bei Bienen Nektar und Pollen, bei Wespen Insekten oder Spinnen), legt ein Ei, verschließt die Zelle oder baut eine zweite im Anschluss daran (Linienbauweise) und verschließt dann die Röhre. Dann stirbt das Weibchen und meist ein Jahr später schlüpft die nächste Generation. Wichtig ist auch: Nisthilfen immer im Freien lassen, nie in beheizte Räume geben, das führt durch vorzeitiges Schlüpfen zum Tod der Tiere.  

Insektenhotel

Insektenhotel

Ein Nützlingshotel sollte für alle Nistarten Hilfen zur Verfügung stellen: also Holz, Stroh, Lehm, etc. Es sollte einen festen Standort haben, also nicht im Wind pendeln, sollte immer in südlicher bis westlicher Richtung positioniert werden und nicht im Schatten stehen. Niemals Weichholz verwenden, das reduziert die Chance der Besiedelung. Besser ist Buchen- oder Eichenholz. Bei den Hölzern 2 bis 10 mm Bohrdurchmesser, etwa 2 cm Abstand der einzelnen Löcher. Bohrtiefe ca. 8 cm, kann aber bei kleineren Holzstücken auch kürzer sein. Das Allerwichtigste: Das Bohrloch muss ganz sauber sein und darf keine Holzschiefern zeigen, denn die würden die zarten Flügeln der Insekten zerreißen und deshalb gehen sie dort nicht hinein.

Wenn man Stängelbewohner anlocken will, sind mit Stroh oder besser Schilf gefüllte Konservendosen eine Möglichkeit. Allerdings sollten die Dosen sehr dicht befüllt werden, weil sich sonst Vögel das Material für ihre Nester rauspicken.  

Viele Insekten freuen sich über eine Nisthilfe

Für alle, die meinen, die vielen Insektenhotels, die nun verkauft, gebaut und aufgestelllt werden, sind Luxus: In Österreich leben ca. 690 Bienenarten, ca. 100 Faltenwespenarten, ca. 300 Grabwespenarten, ca. 70 Goldwespenarten, ca. 5 Keulenwespenarten, ca. 15 Schmalbauchwespen, um nur die wichtigsten Gruppen zu nennen, die sich über diese Nisthilfen freuen.

Insektenhotel aus Altmaterial

Insektenhotel aus Altmaterial