Mein Garten in Seewalchen ist für manche eine Pilgerstätte. Was mir persönlich gar nicht gefällt, denn im Vergleich zu anderen Gärten ist dieses Paradies von meiner Familie und mir nicht allzu besonders – jedenfalls sehe ich das so. Dennoch bin ich stolz und öffne die Gartentüren einige Male pro Jahr für Gruppen. Ansonsten ist der Garten geschlossen und wirklich ganz privat.

Allerdings ist er nicht vollkommen vor Blicken geschützt – die Hecke ist locker im Wuchs und ringsherum gibt es die Chance entlang des Zaunes zu spazieren und die Blütenpracht, die einmal mehr und einmal weniger groß ist, zu sehen. Mittlerweile habe ich mich an die Kommentare gewöhnt: „Da hinten ist er! – der arbeitet ja wirklich“. „In der Badehose ist er noch dünner – im Fernsehen wirkt er viel dicker“ usw.

Ein Schild bei der Eingangstür, das auf die wenigen Tage mit offener Gartentür hinweist und der Bitte in der übrigen Zeit die Privatsphäre zu beachten, hat Wirkung. Es kommt niemand mehr und läutet Sonntag um sieben Uhr früh an…

Wieder einmal war ich beim Unkrautzupfen, als eine ältere Dame mit einem jungen Burschen am Zaun entlang die Runden drehte – ein Mal, zwei Mal – beim dritten Mal, fragte ich, ob ich helfen könne?
Die Gartenliebhaberin war völlig aus dem Häuschen, weil ich mich mit ihr unterhielt. Plötzlich öffnete sie die Tasche und zückte eine Marillenmarmelade – die haben wir extra für ihre Gattin mitgenommen, weil wir wissen, dass sie die so gerne hat. Also: Gartentür öffnen und einen Rundgang starten. Ich erinnerte mich an meine Kindheit, als daheim die Tür zum Wohnzimmer aufging und der Christbaum in voller Pracht dastand. Genau so freudig erregt war die Besucherin – „Nein, die Rosen!“ – „Und das Lusthäuschen!“ – „Der Ruinengarten!“ – „Und das Glashaus! – ich glaub ich bekomme gleich einen Herzinfarkt, so aufgeregt bin ich“.

Jetzt ist’s aber genug, sagte ich mir. Das ist doch ein ganz normaler Garten! Nur weil jemand im Fernsehen ist, muss der Garten ja nicht gleich zum Pilgerort werden…
„Sie verstehen das nicht“, meinte die Dame, nachdem sie sich bei einem Glaserl Wasser in der Terrassengarnitur sitzend, erholt hatte.
„So viele Menschen lieben ihren Garten. Wenn man am Markt ist, auf Kur oder Urlaub fährt. Immer wieder trifft man die ‚grünen Daumen’ und meist ist jemand dabei, der schon bei ihnen war“.

Aus dem kurzen Rundgang wurde eine lange Plauderei über Garten, Blumen, den langjährigen Erfahrungen von ihr und dem einen oder anderen Tipp. Und dann kam von ihr, was ich schon zu Beginn gespürt habe: “Ich sage ihnen, das ist für mich heute wie Weihnachten“, und klopfte dem jungen Mann, ihrem Sohn, auf die Schulter: „Du hast recht gehabt. Der ist ganz normal!“ Danke! Das war jetzt für mich Weihnachten.