Lange bevor die Welt über den Klimawandel schrieb, über die Probleme, die die Chemie in Landwirtschaft und Gartenbau verursacht, lange bevor „Bio“ in aller Munde war, ist Ing. Helga Wagner aus Leonding aktiv gewesen. Fast möchte man sagen, dass sie 97 Jahre lang eine Kämpferin für die Mutter Erde war. Und das bis zuletzt. Die engagierte und manchmal auch sehr energische Frau begeisterte tausende von Menschen und riss sie mit ihren Erzählungen und Erkenntnissen in ihren Bann.

Seit fast 100 Jahren eine wahre Pionierin

Helga Wagner ist eine wahre Pionierin gewesen. Mit der Gründung der Fördergemeinsaft für gesundes Bauerntum gab sie den damals als Außenseitern geltenden Bio-Bauern ein Sprachrohr, sorgt für den Vertrieb der Produkte und war landauf und landab als Kämpferin für das naturgemäße Gärtnern unterwegs.

Helga Wagner wuchs in Linz-Kleinmünchen auf, wo ihr Großvater einen Betrieb besaß und wo ihre Mutter eine kleine Landwirtschaft betrieb. Nach der Matura war sie im Salzkammergut und Bayern auf Praxis, ehe sie bei Fulda im Landwirtschafts- und Gärtnerbetrieb Loheland die Kunst der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise nach Rudolf Steiner kennen lernte. Ab diesem Zeitpunkt schlug ihr Herz nur noch für diese Form des Biogartenbaus. Mit Fachkursen in Klosterneuburg und in einer Baumschule und Gartengestaltungsfirma in der Schweiz vergrößerte sich ihr Wissen immer mehr.

Als sie 1951 in das Gartenamt der Stadt Linz kam, traf sie auf einen aufgeschlossenen und verständnisvollen Chef. So begann sie, die einzigartige Kompostwirtschaft in der Landeshauptstadt zu verwirklichen, mit der Linz zur weltweiten Pilgerstädte für alle Menschen wurde, die die Kreislaufwirtschaft forcieren wollten. Wie gesagt, lange bevor sich darüber die Politik Gedanken machte. Im Gegenteil: Wagner musste oft gegen große Widerstände kämpfen, denn in einer Stadt, in der Kunstdünger erzeugt wurde, arbeitete die städtische Gärtnerei ohne Chemie und ohne Gift – und das äußerst erfolgreich.

Viele Kurse und Seminare

Ihre vielen Kurse und Seminare für Landwirte, aber auch Hobbygärtner, ihre unzähligen Publikationen, die sie bis zuletzt veröffentlichte, machen diese Vorreiterin des biologischen Gärtnerns unvergesslich. Für mich war sie eine Lehrmeisterin, oftmals Interviewpartnerin und immer gestrenge Beobachterin. Das Lob, als sie zu ihrem 90. Geburtstag zu mir in den Garten kam – ihre Freundinnen hatten das organisiert – war die   höchste Auszeichnung für mich: „Der Ploberger hat wirklich was gelernt!“

Ihr eigener Garten war für Helga Wagner ihre Glücksoase. Wann immer es ging, war sie darin beschäftigt und scheute keine Arbeit. Rückschläge, nach dem Sturz von einer Leiter vor einigen Jahren verkraftete sie ebenso, wie das eine oder andere Wehwehchen, das ihr Alter mitbrachte. Noch letzte Woche war sie mit einem Kollegen bei einer Tagung in Aigen-Schlägel. Nach einem Sturz vor wenigen Tagen erholte sie sich nicht mehr und starb Dienstag in den Morgenstunden. Die Verabschiedung erfolgt in aller Stille.