Sie mögen Sommerflieder, Robinien, Essigbaum, Kirschlorbeer oder den herrlichen Eschen-Ahorn „Flamingo“? Dann sind sie für manche Naturschützer schon suspekt, denn alle diese Pflanzen stehen als invasive Neophyten auf der Fahndungsliste, sind also „böse“ Pflanzen und sollten überhaupt nicht oder nur unter Kontrolle angepflanzt und rechtzeitig vor dem Aussäen geschnitten werden. Vorbild ist dabei die Schweiz, die verlangt, dass bei vielen dieser Pflanzen ein großer Warnhinweis – ähnlich einem Gifthinweis bei Putzmitteln – auf dem Topf aufgedruckt werden muss oder dass ein Auspflanzen sogar strafbar ist.

Warnung vor Kirschlorbeer

„Warnung vor Kirschlorbeer“

Die andere Sicht des Ethnobotanikers

Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl, der jetzt im Allgäu lebt, sieht das Ganze ein wenig distanzierter. In seinem Buch „Wandernde Pflanzen“ (AT-Verlag, 2012) betrachtet er diesen „Krieg“ der Naturschützer gegen die eingewanderten oder einwandernden Pflanzen wesentlich gelassener. Das Jahr 1492, also die Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, wird als Beginn des weltweiten Austauschs von Pflanzen betrachtet. Vieles wird dabei als „Heil“ betrachtet: Mais, Kartoffel, Kürbis oder Tomate. Andere sind aber unerwünscht. „Fremdenfeindlichkeit ist auch bei Pflanzen ein NoGo“, erläutert der Botaniker und weißt im Gegenteil daraufhin, dass viele der ungeliebten Gewächse in ihrer Heimat geschätzt und sogar für Heilzwecke verwendet werden. Und: „Es gibt keinen Neophyten, der irgendeine Pflanze bei uns umgebracht hat!“

Amersberger: „Viele Pflanzen gab es bei uns früher schon“

Der durch sein Buch „Global Gardening – Die Vielfalt der Welt im eigenen Garten“ (Echo Medienhaus) bekannt gewordene Pflanzenexperte Thomas Amersberger, betrachtet die Panik die vielerorts existiert, weil Pflanzen sich bei uns plötzlich so stark ausbreiten, gelassen: “Das sind Auswirkungen des Klimawandels. Viele Pflanzen gab es schon früher bei uns, bis eine Eiszeit die Vegetation verdrängte. Nun kommen sie eben wieder zurück!“ Das ist zum Beispiel der Götterbaum, der als Parkbaum nach Wien kam, sich aber erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ausbreitetet. Vor allem deshalb, weil er auf den Schutthalden nach den Bombenangriffen ideale Voraussetzungen fand. Amersberger provoziert: „Der Baum ist ideal, weil er die Hitze und die Trockenheit übersteht, während viele der früheren Straßenbäume kaputt gehen!“

Eines jener Gehölze, das viele Naturschützer absolut nicht dulden, ist der Sommerflieder. Er würde nur einigen wenigen, sehr oft anzutreffenden Schmetterlingen und Insekten Nahrung bieten (manche sagen sogar die Tierchen würden hier sogar „alkoholisiert“ werden, was unrichtig ist) und andere Pflanzen verdrängen. In trockenen Gegenden, auf schottrigen Flächen und vor allem nach vielen milden Wintern findet man diese üppig blühenden Gehölze.

Naturschutz raten als Kompromiss die abgeblühten Teile sofort zu entfernen und zum Restmüll zu geben. So wird die Aussaat verhindert. Ähnlich kritisch sieht man übrigens auch den beliebten Kirschlorbeer oder den Essigbaum. Letzteren darf man übrigens niemals einfach umschneiden, denn es würden hunderte Wurzelschösslinge einen regelrechten Wald an Essigbäumen zur Folge haben. Sogenanntes Ringeln, also nach und nach Teile der Rinde entfernen (über zwei, drei Jahre) sind besser geeignet den Baum zum Absterben zu bringen.

Die wichtigsten Neophyten bei uns

  1. Ragweed – Beifuß-Ambrosia (Ambrosia artemisifolia) – eingeschleppt durch Getreideimporte – 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Blüte: August bis Oktober
  2. Riesenbärenklau (Heracleum persicum),  kommt aus Zentralasien
  3. Drüsiges Springkraut (Impatiens gladulifera) – 1839 aus dem Himalaya nach Großbritannien importiert – in Auwälder nahezu überall zu finden, wird bis 2,5 m groß.

    Springkraut

    Springkraut

  4. Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) – als Gartenpflanze eine Zierde gewesen, doch durch den enormen Zuwachs oft ein Problem. Das Beseitigen der Wurzelstöcke und deponieren in der Natur hat die gewaltigen Bestände geschaffen.

    Japanischer Staudenknöterich

    Japanischer Staudenknöterich

  5. Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) – vermehrt sich durch Wurzelsprosse und Samen. An sich eine Zierde, neue Sorten haben keine solche Wuchskraft.
  6. Götterbaum (Ailanthus altissima) – 1571 als Zierbaum nach England gebracht, ab 1850 als Parkbaum in Wien, durch die Trümmer im 2. Weltkrieg extreme Verbreitung, weil die trockenen Standorte ideal für das Wachstum sind: hitzefest und trockenheitsbeständig. In der Natur im trockenen Osten Österreichs stellenweise ein Problem.
  7. Sommerflieder (Buddleja davidii) – sät sich an trockenen Standorten stark aus und verdrängt die Original-Vegetation.

    Sommerflieder

    Sommerflieder

  8. Gelbe Scheinkalla (Lysichtion americanus) – kommt ursprünglich aus Kanada, USA, bildete Rhizome und viele Samen, verdrängt in Moorgebieten zum Beispiel Orchideen.
  9. Eschen-Ahorn (Acer negundo) – ein beliebter Gartenbaum, der in seiner bunten Laubfärbung eine Zierde ist. Sät sich stark aus.

    Eschen-Ahorn

    Eschen-Ahorn

  10. Robinie (Robinia pseudoacacia) – ideales und robustes Gehölz für trockene Standorte. Allerdings sehr wuchernd und verdrängt alles, was bisher dort gewachsen ist. Enorm viele Stockausschläge.