Jeder Besuch von Great Dixter ist für mich beinahe ein Heimkommen. Was Sir Christopher Lloyd hier geschaffen hat, schrieb Gartengeschichte. Nicht nur für mich. Sein Haus aus dem Mittelalter ist umrahmt von herrlichen Staudenbeeten, Senkgarten und vielen Clematis – seiner Leidenschaft.

Die Blumenwiese entwickelt ein Eigenleben

Das „Sahnehäubchen“ dieses Gartens sind aber die Blumenwiesen. Schon beim Eingang empfängt eine Magerwiese mit seltenen Orchideen, wie dem Knabenkraut, den Besucher. Was hier scheinbar natürlich wächst, ist aber von langer Hand geplant und mit viel Erfahrung verwirklicht worden. So sind diese ganz unterschiedlichen Wiesen entstanden. Diese „größten Blumenbeete eines Gartens“, wie er sie in einem Gespräch mit mir einmal nannte, gehören in jeden Naturgarten – auch wenn er noch so klein ist. Allerdings sollte man sich nicht der irrigen Meinung hingeben, dass man einfach den Rasen wachsen lässt – und dann wird schon eine Blumenwiese daraus. So einfach geht es leider nicht. Das Anlegen ist manchmal schweißtreibend, in den Jahren danach wird die Pflege aber immer bequemer – zwei Mal mähen und das war’s.

Besonders interessant ist das Eigenleben einer solchen Wiese – in den ersten Jahren „gehorcht“ sie noch dem Gärtner, doch mit der Zeit entwickelt sie ein kreatives Eigenleben – vor allem was die Wildblumen betrifft. Eine Art verschwindet, eine andere vermehrt sich rasant. Vom Gärtner gepflanzte Zwiebelblumen sind gleich nach der Pflanzung im ersten Jahr dominant, ziehen sich dann aber auf eine ganz unregelmäßige und damit natürliche Verteilung zurück. Das macht das Erlebnis Blumenwiese aus.