Was der ESC für die Musik ist, das ist die Chelsea Flower für den Gartenbau. Seit mehr als 100 Jahren treffen sich alljährlich Ende Mai die Gartenfans der ganzen Gartenwelt, um die neuesten Trends zu sehen. Eine Show der Superlative mit einer Parade an Extravaganz.

„Nachhaltig Gärtnern“ war dieses Jahr das Motto und so setzte sich vor allem fort, was schon die letzten Jahre in den Schaugärten zu spüren war: viel Natur, kein Englischer Rasen und viele essbare Kräuter, Gemüse und Obst. Und dennoch siegte in der Publikumsgunst ein Garten, der genau das Gegenteil darstellte: ein japanischer Garten, der vor allem eines bietet: Ruhe, Entspannung und eine Natur, die vom Menschen „gezähmt“ wird. Moose, Kiesflächen, perfekt platzierte Bäume und Sträucher, dazu plätscherndes Wasser und der Duft von frischer Erde – selbst dann, wenn gerade einige tausend Menschen diesen Schaugarten umlagern.

An Superlativen nicht  zu überbieten

Die Chelsea Flower Show ist an Superlativen nicht zu überbieten. Im Park eines Veteranenheimes entsteht innerhalb von wenigen Wochen ein Ausstellungsgelände, das dann für fünf Tage 156.000 Menschen anlockt. Zu Preisen, die geschmalzen sind. Waren es noch vor ein paar Jahren 30, 40 Euro, so muss man für eine Karten heute bis zu 150 Euro hinblättern. Doch egal, mit wem man spricht: „Es lohnt sich! Chelsea muss man als Gartenfan einmal gesehen haben!“

Die weiteren Trends des heurigen Jahres:  Alles Essbare wird sofort im Garten verarbeitet – der Garten wird zur Küche im Grünen. Absoluter Renner bei jungen Menschen: Zimmerpflanzen – da gibt es viel zu sehen, denn man versucht die Jugend zur Gartenschau zu bringen. Und wieder im Kommen: die Nelke. Nicht bloß als kleine Topfpflanze, sondern auch als Schnittblume – so wie in den 60er-Jahren!

Neue Royale Rosen

Traditionell werden bei der Blumenschau in London auch Neuzüchtungen präsentiert. Der bekannte Rosenzüchter „David Austin“ hat „The King’s Rose“ vorgestellt. Eine zweifärbige, ungefüllte (insektenfreundliche!) Blüte in Pink und Weiß, so wie es König Charles III auch in seinem Biogarten in Highgrove bevorzugt. Die Kleinstrauchrose hat leicht duftende Blüten.

„Catherine’s Rose“ kommt von Harkness Roses und steht ganz im Zeichen der Krebsbekämpfung. Die Königliche Gartenbaugesellschaft hat diese Rose der Prinzessin gewidmet, um die ungeheure Heilkraft der Natur zu unterstreichen. Die Floribunda Rose (wieder eine Renaissance aus den 60er Jahren) ist hell bis dunkelrosa, gefüllt blühend und hat einen starken Duft, der Mango-Töne aufweist.

Der Rosenzüchter „Peter Beales“ hat seine Neuzüchtung dem Anwesen „Ashton Woods“ von Charles Rothschild gewidmet, wo seit mehr als 100 Jahren die Forschung rund um Natur und nachhaltiges Gärtnern erfolgt. Die Rose ist ungefüllt und strahlend gelb und hat einen leichten Duft.

„Falscher“ Jasmin als Pflanze des Jahres

Gekürt wurden ebenfalls die Pflanzen des Jahres. Diesmal ein ganz besonderer Pfeifenstrauch, besser bekannt als „falscher“ Jasmin: Philadelphus „Petite Perfume Pink“ – das erste Mal, dass es ihn in rosa gibt. Dann am 2. Platz: Die totale Trendpflanze, eine Hosta: „Silly String“, ist eine ganz schmalblättrige Hosta. Und ex equo auf dem 2. Platz ebenfalls voll im Trend: Salbei „Salvia Tropicolour Sunrise“ mit orange-roten Blüten.

Kurioses rund um die Blumenschau

Veranstalter ist die Königliche Gartenbaugesellschaft (Royal Horticultural Society, RHS). Sie hat strenge Regeln aufgestellt. So dürfen keine lebenden Tiere gezeigt werden und keine grell bemalten Gartenzwerge. Menschen in Badekleidung (wie es sie einmal gab) sind ebenfalls nicht erlaubt und, wer einen Garten errichtet, muss für die Finanzierung selbst aufkommen. Kosten pro Garten – je nach Aufwand – umgerechnet zwischen 110.000 und 550.000 Euro.

Pflanzenverkauf ist nur sehr eingeschränkt erlaubt, es gibt aber viel an Saatgut und kleine handliche Topfpflanzen. Eröffnet wird immer am Montagabend vom Monarchen, Dienstag und Mittwoch sind nur Mitglieder der RHS zugelassen. Und der Abverkauf am Samstagnachmittag ist ein Hallo – da werden dann die begehrten Ausstellungsstücke von den Sammlern gekauft. Besucher kommen oft in bunter (sehr britischer) Blumenkleidung – und natürlich mit Hut und posieren gerne für die Besucher aus aller Welt.