Zurzeit findet bei mir das große Umsetzen statt. In meinem Glashaus haben sich über die Jahre zahlreiche Pflanzen angesammelt, die oft schon seit langer Zeit keine neue Erde mehr bekommen haben. So zum Beispiel ein „Ohrwaschlkaktus“ (eine Opuntie), den ich vor vielen Jahren aus dem südafrikanischen Garten „Babylonstoren“ als Geschenk der Gartenleiterin mitgebracht habe. Ein einziges „Ohr“ und weil er im letzten Winkel des Gewächshauses stand und mehr oder weniger unbeachtet blieb, wuchs er zwischen Tisch, Regal und Fenster fast zweieinhalb Meter noch oben und unten. Den herauszubekommen, war fast unmöglich. So wurde er „filetiert“ und aus einem wurden fünf…
Die Kaktus-Friseurin
Dass dabei einige der winzig kleinen Stacheln durch die dicken Handschuhe gingen, gehört bei solchen Arbeiten zum sogenannten Kollateralschaden. Ich habe mich da an die Geschichte einer Gartenfreundin erinnert, bei der sie als Kind zur Kaktus-„Friseurin“ wurde. Sie hatte einige der stacheligen Freunde auf der Fensterbank gesammelt – unter anderem auch das Greisenhaupt. Doch die „Mähne“ gefiel ihr ganz und gar nicht. Und so griff sie zu Kamm und Schere und verpasste dem langhaarigen Kaktus einen Bürstenhaarschnitt. Wie er reagiert hat, ist nicht überliefert.
Beim Herausoperieren der Stacheln aus meinen Fingern nach dem Umpflanzen der Opuntie habe ich jedenfalls auch an eine Ganzkörperrasur des Südafrikaners gedacht. Nun steht er aber wieder für die nächsten Jahre im neuen Topf und darf wachsen und Stacheln bekommen und mir die Erinnerung an Südafrika aufrecht hat erhalten.