Jetzt blüht sie wieder – in Park, in Beeten, auf Verkehrsinseln oder in Blumentöpfen: Die Tulpe. Doch sie hat mehr Geheimnisse, als man denkt – von der Entdeckung, ihrer Reise über Wien bis nach Holland und den Vorlieben, damit sie jedes Jahr blüht. Zehn Fakten:
- Die Entdeckung
Begonnen hat alles mit der Leidenschaft fürs Pflanzensammeln der Habsburger. Ogier Ghislenius de Busbecq war als Friedensvermittler im Osmanischen Reich und bekam Tulpen-Zwiebeln geschenkt. Weil sie gerne am Turban getragen wurden, nannte er sie „Tulipa“ und brachte sie an den Wiener Hof.
- Die ersten Blüten in Wien
1573 erhielt der Botaniker Carolus Clusius, der damals als Präfekt am Hof arbeitete die Samen (oder Zwiebeln – das ist offenbar nicht ganz geklärt) und kultivierte sie. Nach einigen Jahren brachte er sie nach Holland.
- Holland wird zum Tulpenland
Der sandige Boden und vor allem die Begeisterung für die Tulpen, die heute „Papageien-Tulpen“ heißen, ließen die Produktion emporschnellen. Allerdings mit dem Problem, dass die Blütenzeichnung eine Virus-Erkrankung ist und so immer nur eine Zwiebel vorhanden war. Heute werden in Holland Milliarden Zwiebeln produziert.
- Das Tulpenfieber
Raritäten sind gefragt – heute, wie damals. So begann die Jagd nach den außergewöhnlichsten „geflammten“ (kranken) Blüten. 1633 wurde erstmals das Fieber „akut“. Für nur drei (!) Zwiebeln wurde ein ganzes Haus eingetauscht. 1673 erzielte die „Semper Augustus“ den absolut höchsten Preis – 5.000 Gulden. Und kurz danach begann man, auf gar nicht vorhandene Zwiebeln zu spekulieren – bis der erste „Börsen“-Krach dem Spektakel ein Ende setzte und viel Geld verloren ging.
- Die Arten und Sorten
Es gibt 150 Arten die in Nordafrika, Türkei und Zentralasien. Bei den Sorten gibt’s nur Schätzungen – etwa 15.000 sollen es sein. Tatsächlich im Handel sind aber nur einige hundert. Wobei sich die Farben von weiß über gelb, orange, rot bis hin zu blau und schwarz bewegen. Dazu die unterschiedlichsten Blütenformen, die von lilienblütigen, papageienblütigen, gefransten bis zu gefüllten Tulpen reicht.
- Die Krankheiten
Am problematischsten ist das sogenannte Tulpenfeuer. Die Pflanzen treiben im Frühjahr dann verkrüppelt aus (wie „verbrannt“). Hier heißt es, das Beet komplett räumen und mindesten vier Jahre lang keine Tulpen setzen. Lästig ist auch der Grauschimmel (Botrytis), der immer in einem feuchten Frühjahr die Zwiebeln befällt. Vor allem bei zu starker Düngung.
- Keine Blüten – nur Blätter
Viele (nicht alle) Tulpen benötigen im Sommer eine ganz strikte Trockenphase, sonst bildet sie keine Blüten. Außerdem muss den Pflanzen Zeit gegeben, dass sie nach der Blüte einziehen und eine neue Zwiebel bilden. Sind die Blätter vertrocknet, dieses Beet möglichst trocken halten oder die Zwiebeln ausgraben und trocken und kühl im Keller lagern und im Herbst neu setzen.
- Die Tulpentreiberei
Landläufig blühen Tulpen jetzt, doch die gärtnerische Kunst macht es heute möglich, dass Tulpen das ganz Jahr über blühen. Die Zwiebeln lagern im Kühlhaus und kommen ins Warme, sechs Wochen später blühen sie.
- Der Zwiebelmangel
Weil die Schnitt-Tulpen einen solchen Boom erleben und damit besonders gute Preise erzielt werden, sind Zwiebeln, die eigentlich im Herbst gesetzt werden, immer mehr Mangelware. Mit ein Grund sind oft Missernten, wenn es in Holland im Sommer viel regnet. Dann müssen die Zwiebeln getrocknet und „blühreif“ gemacht werden.
- Trend: Wildtulpen
Auf Verkehrsinseln, in Stadtparks oder auch in („echten“) Kiesgärten werden die zarten kleinen Wildtulpen immer beliebter. Sie brauchen keine Pflege, können in der Erde bleiben (weil trockene Standorte) und vermehren sich gut. Besonders gefragt: die Weingarten-Tulpe (Tulipa sylvestris).