Noch liegen Natur und Garten im Winterschlaf, doch mit dem Valentinstag erwachen bei vielen wieder die Frühlingsgefühle. In einigen Teilen Europas hat das neue Gartenjahr aber schon begonnen. London – durch das milde Klima des Golfstroms bevorzugt – ist bereits in Frühlingslaune. Vor allem die Schneeglöckchenfreunde kommen hier auf ihre Rechnung.

1.700 Euro für eine Schneeglöckchen-Zwiebel

Der Chelsea Physic Garden – der zweitälteste Botanische Garten der Welt – direkt an der Themse gelegen und unweit des Parks, wo im Mai die berühmte Chelsea Flower Show stattfindet, war letzte Woche der erste Treffpunkt jener Menschen, die von einer unheilbaren Sucht befallen sind: dem Pflanzensammeln.

Snowdropdays Chelsea

Snowdropdays Chelsea

Das Ziel der Begierde waren die zarten Blüten der Schneeglöckchen, die der Obergärtner Nick Bailey aus allen Teilen des Landes knapp 200 Sorten zusammengetragen hat: „Für mich ist das der Start in den Frühling, wenn aus der braunen Erde und dem letzten Herbstlaub plötzlich die Blüten hervorkommen“. Das faszinierende an den Schneeglöckchen ist für ihn die große Vielfalt, die die meisten Gartenfreunde zunächst gar nicht wissen. 19 verschiedene Arten gibt es und geschätzte 2.000 (!) verschiedene Sorten der kleinen Zwiebelblume. „Die teuerste Pflanze, die im letzten Jahr verkauft wurde, war ein ganz seltenes Sammlerstück. 1.500 Pfund (also rund 1.700 Euro!) wurden da für eine einzige Zwiebel bezahlt“, weiß Nick von der Sucht, die unheilbar scheint, wie er meint.

Um diese Sucht nach Besonderheiten ein wenig zu karikieren hat sich Nick mit einem Augenzwinkern etwas Kurioses einfallen lassen: er hat die kleinen weißen Blüten bunt angemalen. Und so gibt es jedenfalls für wenige Tage ganz einzigartige blaue, rote und gelbe getupfte Schneeglöckchen.

Bunte Finger vom bunten Schneeglöckchen

Bunte Finger vom bunten Schneeglöckchen

Enorme Vielfalt

Doch die Vielfalt der „echten“ Sorten ist enorm: Da leuchtet „Wendy’s Gold“ in strahlendem gelb über den weißen Blütenblättern, „Hippolyta“ wirkt mit seinem gefüllten Innenleben ein wenig zerzaust, „Grumpy“ wartet mit besonders großen Blüten auf uns „Wasp“ trägt ihrem Namen Rechnung und lässt die Blüten schlank wie eine Wespe in der Frühlingsluft schwingen. Besonders attraktiv ist „Ophelia“: ihre bauchige Blüte ist dicht gefüllt mit Blütenblättern. „All das ist eine Laune der Natur“, sagt Nick und freut sich, dass so viele Besucher den historischen Garten besuchen und auch viel eingekauft haben. Denn damit finanziert sich die Anlage, die es immerhin schon seit 1673 gibt.

Wohin man blickt - dicke Bulks an Schneeglöckchen

Wohin man blickt – dicke Bulks an Schneeglöckchen

Fünf Tipps für Schneeglöckchenfreunde

  1. Unter Sträuchern, wo der Boden humusreich ist und Laub liegen bleibt, fühlen sich die Pflanzen wohl.
  2. Gepflanzt werden entweder die Zwiebel im Spätsommer oder – wie die Briten es nennen – gleich nach der Blüte „in the green“.
  3. Manche Sorten bilden Jahr für Jahr unzählige Nebenzwiebel (meist sind das die preisgünstigeren). Wird ein Bulk zu dicht dann gleich nach dem Abblühen ausgraben, teilen und umgehend neu pflanzen. So entstehen große Bereiche mit den Frühlingsblühern.
  4. Schneeglöckchen am besten mit den Vorfrühlingsalpenveilchen (Cyclamen coum) und den Winterlingen (Eranthis hyemalis) kombinieren.
  5. Taucht eine ganz neue Sorte zufällig auf, dann lassen sich die Zwiebeln entweder durch Nebenzwiebeln oder durch das „twin-scaling“ vermehren. Dabei werden die Zwiebeln unter sterilen Bedingungen mit einem Messer geteilt und in Plastiksäckchen mit Spezialsubstrat vervielfältigt. Das gelingt aber nur Experten.
Schneeglöckchen Ophelia

Schneeglöckchen Ophelia

Schneeglöckchen Wasp

Schneeglöckchen Wasp

Einen Schneeglöckchen–Hotspot gibt es auch in Österreich: In Ort im Innkreis gehört die Staudengärtnerei Sarastro von Christian Kress zu einem der Treffpunkt für alle Freunde der Frühlingsboten. Er hat weit über hundert Sorten ab Ende Februar zum Bewundern und Kaufen.